BARMER Veranstaltung “Austausch Gewinnung ausländischer Pflegekräfte – Teil III.” am 28.06.2023

Barmer Personalgewinnung

Bei der 2. BARMER Veranstaltung im Januar 2023 zum Austausch über die Personalgewinnung von Pflegekräften aus dem Ausland wurden als Herausforderungen unter anderem die niedrige Personalaufstockung bei den Ämtern, die fehlende Digitalisierung sowie Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche thematisiert. Unter diesen Ansätzen wurde die 3. Austauschrunde am 28.06.2023 wieder im Hause der BARMER in Berlin durchgeführt.

Wieder unter der Moderation von Herrn Pallokat – Regionalgeschäftsführer der Barmer in Berlin Steglitz saßen diesmal auf dem Podium drei weitere Experten: Frau Halletz – Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbands Pflege, Herr Kremers – Projektmanager Talent, Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH und Herr Thyssen – Architekt, Deutscher Verband “Job & Wohnen” e.V.. Zu den teilnehmenden Gästen gehörten Vertreter anderer Ämter, die Berliner Krankenhausgesellschaft e.V., zahlreiche Arbeitgeber, sowie Personalrecruiter, die Erfahrung mit dem Gütesiegel mitbringen.

Austausch zur Gewinnung ausländischer Pflegekräfte im Hause der BARMER in Berlin am 31.08.2022

Bei diesem Austausch stand vor allem die Frage nach Möglichkeiten für die Vereinfachung von Anerkennungsprozessen und Anträgen bei den Behörden  sowie die Beschaffung von Wohnräumen für Fachkräfte im Vordergrund. Mit einem Zeitungsartikel “Pflegenotstand in Deutschland, 20.000 bis 25.000 Fachkräfte gesucht” 2013, begann Herr Pallokat das Thema wieder aufzugreifen und stellte die Frage in den Raum, wie sich die Situation nach 10 Jahren weiterentwickelt hat. “Leider hat sich bis heute nicht viel getan. Ganz im Gegenteil. Der Gesetzgeber gibt vieles vor, erhöht Voraussetzungen für die Anerkennung der internationalen Fachkräfte und erklärt es als Vereinfachungen, Landkreise fordern noch mehr Unterlagen ein, verzögern somit Antragsbearbeitungen umso mehr”, so Frau Halletz. In Deutschland herrscht zurzeit trotz des Pflegenotstands eine Misstrauenskultur  und die Umstellung auf eine Willkommenskultur gestaltet sich bei den Behörden und Gesetzgebern schwieriger als gedacht. “Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz 2.0 sind wir mit dem Pflegenotstand noch lange nicht fertig”.  Während die Menge an benötigten Pflegekräften im Jahr 2013 nach dem Spiegel bei 25.000 lag, hat sich der Mangel bis 2023 erheblich erhöht. Laut dem “Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe” müssen im Moment 200.000 zusätzliche Fachkräfte eingestellt werden, um den Bedarf zu decken. Der Fachkräftenotstand wird in Zukunft weiterhin verschärft durch die immer älter werdende Bevölkerung und die Abwanderung von Pflegekräften in die Rente. “Alleine mit Auslandsrekrutierung und eigener Ausbildung wird der Bedarf nicht mehr gedeckt. Wir benötigen Digitalisierungen der Behörden, bessere Software und AI für Kontrollen und Bearbeitungen, genereller Bürokratieabbau, Bußgelder für Behörden, wenn Fristen nicht eingehalten werden und Fiktionsbescheinigungen für ausländische Fachkräfte bei Verzögerungen aus behördlicher Seite”, so Frau Halletz. Herr Kremers deutete weiterhin an: Deutschland wurde über die Jahre getrimmt wenige nach Deutschland zu lassen und jetzt müssen wir es wieder umstimmen. “Man kann bei der Anerkennung vieles von anderen Ländern lernen. Andere Länder, wie die USA, Neuseeland und Niederlande, haben die Hürden gesenkt und Anforderungen für die Pflege abgebaut, die mit Einwanderungsangst verbunden sind”.

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Das Thema Wohnraum hat auch viele Diskussionen angeregt. Dazu Herr Thyssen: “Die Armut frisst sich nach oben. Auch wenn der Traumjob da ist, kann der Traum durch die Wohnungssuche platzen. Einrichtungen können keine internationalen Pflegekräfte einstellen, weil sie für die Arbeitnehmer keine Wohnungen finden.” 

Die Wohnungsnot betrifft dabei nicht nur ausländische Fachkräfte, sondern auch Auszubildende, die eine Ausbildung in einem anderen Ort anfangen möchten. Eine mögliche Lösung könnte laut Herrn Thyssen die Gründung einer Genossenschaft sein. Dabei schließen sich Einrichtungen zur Genossenschaft zusammen und arbeiten mit den Ländern Bauprojekte aus, um Wohnraum zu schaffen. Diese Bauprojekte können mit dem ersten Förderweg durch die Länder gefördert werden. Die Genossenschaftsmitglieder erhalten Belegungsrechte für Wohnräume auf Zeit für ihre Genossenschaftsanteile sowie Wohnungszuschüsse und können dann die Wohnräume an ihre Fachkräfte und Auszubildende weiter vermieten. 

Auch bei dieser 3. Veranstaltung wurden viele Fragen in Bezug auf Behörden, Integration und Anerkennungsprozess hervorgebracht, sowie weitere Ansätze zur Diskussion angetrieben. Aufgrund dessen wurde die Weiterführung des Austausches in diesem Format bereits fortgehend geplant. Letztendlich bleibt die Personalgewinnung aus dem Ausland in der Zeit des Personalmangels weiterhin ein Thema mit viel Gesprächsbedarf, denn während die Leiharbeit als vorübergehende Lösung immer kostenaufwendiger wird, könnte die Anwerbung ausländischer Fachkräfte eine nachhaltigere Option darstellen.

Hilfreiche Links:

https://www.doctari.de/magazin/karriere-pflegekraft/tipps/faktencheck-pflege-2023/

https://arbeitgeberverband-pflege.de/

https://www.berlin-partner.de/

https://www.dvjw.de/

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