Die ERASMUS+ Job Shadowing-Reise nach Vietnam vom 17. bis 27. März 2025 war ein bedeutender Schritt zur Förderung der internationalen Zusammenarbeit in der Pflegeausbildung. Aufbauend auf unserem ersten Überblicksbeitrag werfen wir in diesem Artikel einen genaueren Blick auf zwei besonders eindrucksvolle Stationen in Hanoi: die Fachschule für Gesundheit und Technik Việt Đức in enger Kooperation mit dem Viet Duc Krankenhaus sowie die ambitionierte VinUniversity.
Beide Einrichtungen stehen exemplarisch für die Vielfalt und Qualität der Pflegeausbildung in Vietnam und eröffnen wertvolle Perspektiven für künftige Partnerschaften, Austauschprogramme und Anerkennungsverfahren im Rahmen des GAVIC-Projekts. Sie zeigen, wie Pflege nicht nur berufsbezogen, sondern auch kulturell Brücken zwischen zwei Ländern bauen kann.

1. Fachschule für Gesundheit und Technik & Viet Duc Krankenhaus – wo Theorie auf Praxis trifft
Austausch und Zusammenarbeit mit dem Fachschule für Gesundheit und Technik Việt Đức (Vietnamesisch-Deutsch) und Viet Duc Krankenhaus – Eine Brücke der Zusammenarbeit im Bereich Pflege zwischen Vietnam und Deutschland
Im Rahmen der Dienstreise nach Hanoi besuchte die Delegation der deutschen Pflegeeinrichtungen, darunter Diakonie Altholstein und deutsche Partner, das Fachschule für Gesundheit und Technik Việt Đức (Vietnamesisch-Deutsch) – eine Bildungseinrichtung, die eng mit dem Viet Duc Krankenhaus, einem führenden Traumazentrum in Vietnam, zusammenarbeitet.
Die Fachschule befindet sich direkt auf dem Gelände des Krankenhauses und bietet den Pflegestudierenden die Möglichkeit, theoretisches Wissen mit praktischer Erfahrung am Patientenbett zu verbinden. Während des Besuchs führte die Delegation Gespräche mit der Schulleitung, Abteilungsleiter*innen sowie Studierenden, die großes Interesse an beruflichen Perspektiven in Deutschland zeigten.
Der Besuch diente nicht nur dem fachlichen Austausch, sondern eröffnete auch die Möglichkeit für einen direkten Dialog mit den vietnamesischen Pflegestudierenden. Die Vertreter*innen von Diakonie und andere deutsche Partner stellten das deutsche Pflegesystem vor – inklusive Struktur, Organisationsform und attraktiver sozialer Leistungen wie Mutterschutz, Urlaubsanspruch und sozialer Absicherung, besonders für Frauen im Pflegeberuf.
Erfreulich war, dass viele Studierende – obwohl sie noch nicht ihren Abschluss gemacht haben – durch das GAVIC-Projekt (ein vollfinanziertes Programm zur Anerkennung und Arbeitsaufnahme in Deutschland) motiviert wurden, aktiv Deutsch zu lernen und sich gezielt auf den Einstieg in den Pflegeberuf in Deutschland vorzubereiten.
Während des Besuchs ermöglichte die Schule zudem eine Praxisbeobachtung auf der Kinderstation. Die Delegation war überrascht, dass in Vietnam die Angehörigen der Patient*innen aktiv in die Pflege eingebunden sind – von der Nahrungsaufnahme über Körperpflege bis hin zum Wechseln der Kleidung. Dieses Modell unterscheidet sich stark vom Pflegesystem in Deutschland.
Darüber hinaus wurde die enorme Belastung im Viet Duc Krankenhaus thematisiert: Als überregionales Traumazentrum nimmt es täglich zahlreiche Patient*innen aus unteren Versorgungsstufen auf. In Spitzenzeiten liegt die tatsächliche Patientenzahl bei über dem Doppelten der vorhandenen Bettenkapazität. In einem solchen Umfeld übernehmen Pflegestudierende viele komplexe Aufgaben – teilweise auch Nachtdienste – und sammeln so frühzeitig umfassende Praxiserfahrung.
Zwei Aspekte wurden dabei besonders deutlich:
- Vietnamesische Pflegestudierende verfügen über ein hohes Maß an praktischer Erfahrung in einem herausfordernden Arbeitsumfeld.
- Angehörige übernehmen in Vietnam eine wichtige Rolle in der Patientenbetreuung, was kulturell stark verankert ist.
Diese Veranstaltung hat nicht nur zur Vertiefung der freundschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Vietnam und Deutschland beigetragen, sondern auch spannende Perspektiven für die Ausbildung, Anerkennung und berufliche Zukunft vietnamesischer Pflegekräfte in Deutschland eröffnet.
2. Besuch und Austausch an der VinUni – Ein Spitzenuniversitätsmodell von einem der größten Konzerne Vietnams
Am Nachmittag besuchte die Delegation die VinUniversity (VinUni) – ein strategisches Bildungsprojekt der VinGroup, einem der größten und einflussreichsten Privatkonzerne Vietnams.
VinGroup ist nicht nur in den Bereichen Immobilien, Technologie und Automobilindustrie führend, sondern investiert auch mit großem Engagement in Bildung und Gesundheitswesen. Die Gründung der VinUni ist Ausdruck dieser Vision: Eine nicht gewinnorientierte Universität, die das Ziel verfolgt, innerhalb von 30 Jahren zu den Top-Universitäten der Welt zu gehören – ein ambitioniertes Vorhaben, das die langfristige Strategie des Konzernvorsitzenden unterstreicht.
Während des Besuchs erhielt die Delegation einen umfassenden Einblick in die hochmoderne Infrastruktur der Universität – mit Ausstattung und Technologie auf internationalem Spitzenniveau, vergleichbar mit führenden Universitäten in Deutschland. Von realitätsnahen Simulationsräumen bis hin zu modernsten Pflegeausbildungsgeräten zeigt sich die konsequente, professionelle Investition in Qualität.
Die VinUni wählt ihre Studierenden sehr gezielt aus – nur 15 Pflegeabsolvent*innen pro Jahrgang –, um eine exzellente Ausbildung nach amerikanischem Standard sicherzustellen. Praktische Erfahrungen sammeln die Studierenden direkt im Krankenhaus Vinmec, das ebenfalls zur VinGroup gehört und nach internationalen Standards betrieben wird.
An der Sitzung nahm auch ein Vertreter der Pflegeschule IBAF (Deutschland) teil. Beide Seiten zeigten großes Interesse an einer zukünftigen Zusammenarbeit, insbesondere im Rahmen eines Studentenaustauschs über das Erasmus-Programm. Dank ihrer fundierten Englischkenntnisse haben die VinUni-Studierenden ideale Voraussetzungen, zusätzlich Deutsch zu lernen und sich gezielt auf den Berufseinstieg in Deutschland vorzubereiten.
Vertreter*innen von VinUni, VICAT und IBAF betonten den offenen, partnerschaftlichen Austausch – mit dem gemeinsamen Ziel, voneinander zu lernen und neue Perspektiven für die Ausbildung und Karriereentwicklung im Pflegebereich zu schaffen.
In Aussicht steht eine offizielle Partnerschaftsvereinbarung, die ein maßgeschneidertes Austausch- und Ausbildungsprogramm vorsieht, das den beiderseitigen Anforderungen an Qualität, Fachkompetenz und internationale Beschäftigungsmöglichkeiten gerecht wird.
Fazit: Diese Stationen der Reise haben gezeigt: Pflege verbindet nicht nur Menschen – sie verbindet Kontinente.
Die Begegnungen an der Fachschule Việt Đức und der VinUniversity spiegeln beispielhaft wider, wie lebendig, praxisnah und zukunftsgerichtet Pflegeausbildung in Vietnam gestaltet wird. Gleichzeitig verdeutlichen sie das große Potenzial für langfristige Bildungskooperationen zwischen Deutschland und Vietnam.
Gerade im Jubiläumsjahr der diplomatischen Beziehungen beider Länder unterstreichen diese Besuche den Wert gemeinsamer Lernprozesse und strategischer Partnerschaften. Sie legen den Grundstein für neue Austauschformate, Anerkennungspfade und gemeinsame Ausbildungskonzepte, die junge Pflegekräfte bestmöglich auf ihre internationale Berufslaufbahn vorbereiten.
Wir freuen uns darauf, diesen Weg gemeinsam weiterzugehen – mit Vertrauen, Offenheit und dem gemeinsamen Ziel, Pflege weltweit stark zu machen.