BARMER Veranstaltung “Austausch Gewinnung ausländischer Pflegekräfte – II. Teil” am 25.01.2023

Bei der 1. Barmer Veranstaltung im August 2022 zum Austausch über die Personalgewinnung von Pflegekräften aus dem Ausland wurden unter anderem das langwierige Bearbeitungsverfahren bei der Antragstellung als eine der vielen Herausforderungen und einige Refinazierungsmöglichkeiten thematisiert. Unter diesen Ansätzen wurde die 2. Austauschrunde am 25.01.2023 wieder im Hause der BARMER in Berlin durchgeführt.

Weiterhin unter der Moderation von Herrn Pallokat – Regionalgeschäftsführer der Barmer in Berlin Steglitz saßen diesmal auf dem Podium drei weitere Experten: Frau Petra Mikoleit – Teamleiterin ausländische Akademiker und Akademikerinnen beim Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin (LAGeSo), Frau Galnaz Schuani – Projektmanagement Berlin Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), und Herr Duniel Cardenas-Rodriguez – Leiter Qualifizierung und Integration Lingoda GmbH. Zu den teilnehmenden Gästen waren dabei Vertreter anderer Ämter, die Berliner Krankenhausgesellschaft e.V., zahlreiche Arbeitgeber, sowie Personalrecruiter, die Erfahrung mit dem Gütesiegel mitbringen.

Bei diesem Austausch stand vor allem die Frage nach der Möglichkeit zur Beschleunigung des Bearbeitungsprozesses der Anträge für den Anpassungslehrgang zur Qualifizierung ausländischer Pflegefachkräfte in Deutschland im Vordergrund. Wie bei der letzten Veranstaltung vorgebracht, bestätigte Frau Mikoleit hierbei nochmal die mangelnde Qualität der Anträge, sprich die Unvollständigkeit bei der Antragstellung. Dies erschwerte nicht nur die Bearbeitung, sondern machte den Prozessverlauf auch aufwendiger. Des Weiteren sprach Frau Mikoleit ebenfalls über die fehlende Personalaufstockung des LAGeSos1, die der zunehmenden Zahl der Anträge pro Jahr nicht gerechtfertigt werden kann. Während die Menge der Anträge im Jahr 2018-2019 noch bei ca. 800 Anträgen pro Jahr lag, ist diese nun im Jahr 2022 auf fast 1100 Anträge gestiegen, wobei diese Entwicklung durch die beiden Coronajahren in bestimmte Maßen gehemmt wurde. Darüber hinaus wurden in der Gesprächsrunde Fragen über weitere Ansätze zur Vereinfachung und Beschleunigung der Antragstellung gestellt, wie zum Beispiel die Digitalisierung, politische Unterstützung und Vereinheitlichung des Verfahrens in allen Bundesländern. Während die Digitalisierung noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, gab es laut Frau Mikoleit bereits in der vergangenen Woche einen ersten Austausch über die Möglichkeit einer einheitlichen Klausel für die Antragstellung zwischen den Bundesländern, wodurch die Hoffnung auf einen vereinfachten Prozess gesetzt werden kann.

Anschließend wurden die Förderungsmöglichkeiten von BAMF durch Frau Schuani vorgestellt. Dabei gibt es einige Finanzierungsinstrumente2, die den Integrationsprozess von ausländischen Fachkräften fördern sollen. Die Antragstellung für solche Förderungen kann spätestens sechs Monate und frühestens zwölf Monate vor Projektbeginn gestellt

werden. Mit diesen Förderungsmöglichkeiten kann die Personalgewinnung von ausländischen Fachkräften, insbesondere Pflegekräften, erleichtert werden.

Als eine weitere Förderquelle wurde das Qualifizierungschancengesetz (QCG)4 der Bundesagentur für Arbeit zur Förderung der Arbeitgeber erwähnt, mit dem Hintergrund, die Integration der Fachkräfte aus dem Ausland zu stärken. Laut Herrn Cardenas-Rodriguez ist für die Integration die Förderung der Bildung und Sprache ein wichtiger Baustein, denn seiner Erfahrung nach sind die ausländischen Fachkräfte zum einen ausreichend medizinisch ausgebildet, aber das pflegerische Denken, wie wir es in Deutschland kennen, fehlt ihnen. Zum anderen wiedergeben die Sprachzertifikate nicht unbedingt die tatsächliche Sprachfähigkeit, was vielen Arbeitgebern und Personalrecruitern bereits bewusst ist. Aus diesem Grund setzt Cmind Solution GmbH, trotz offizieller Forderung von nur einem A2-Zertifikat der Deutschen Botschaft in Vietnam, bei der Anwerbung von vietnamesischen Fachkräften mindestens ein B1-Zertifikat mit B2 Sprachniveau voraus. Damit soll die Basis zum erfolgreichen Bestehen der Anerkennung in Deutschland geschaffen werden.

Das Thema Bildung und Sprache hat auch viele Diskussionen angeregt. Insbesondere stellte sich die Frage über die Möglichkeit des Präsenz- bzw. Hybridunterrichts, die von Herrn D. Mai – Mitarbeiter der Cmind Solution GmbH zur Sprache gebracht wurde. Denn zur Verbesserung der Qualität des Unterrichts wäre die reine Onlineform möglicherweise nicht mehr ausreichend, so Herr Mai.

Auch bei dieser 2. Veranstaltung wurden viele Fragen in Bezug auf Behördengänge, Integration und Anerkennungsprozess hervorgebracht, sowie weitere Ansätze zur Diskussion angetrieben. Aufgrund dessen wurde die Weiterführung des Austausches in diesem Format bereits fortgehend geplant. Letztendlich bleibt die Personalgewinnung aus dem Ausland in der Zeit des Personalmangels weiterhin ein Thema mit viel Gesprächsbedarf, denn während die Leiharbeit als vorübergehende Lösung immer kostenaufwendiger wird4, könnte die Anwerbung ausländischer Fachkräfte eine nachhaltigere Option darstellen. 

Hilfreiche Links:

1https://www.tagesspiegel.de/berlin/viele-antrage-auf-tierversuche-werden-in-berlin-nicht-fristgerecht-genehmigt-5144959.html

2https://www.bamf.de/DE/

3 https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/moenchengladbach/content/1533755460337

4 https://www.pflegen-online.de/zeitarbeitsfirmen-bekommen-kalte-fuesse

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